#1 Absturz in den Anden 1972 von Marie 03.09.2015 14:51

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Fuerza-Aérea-Uruguaya-Flug 571 war ein Flug der Luftwaffe Uruguays von Montevideo nach Santiago de Chile. Die Maschine vom Typ Fairchild-Hiller FH-227 zerschellte am 13. Oktober 1972 an einem Berghang in den Anden in 4000 Metern Höhe. Nach 72 Tagen im Eis konnten 16 von 45 Insassen gerettet werden.


Die Reise begann am 12. Oktober 1972 in Montevideo. Aufgrund schlechter Wetterverhältnisse war in Mendoza (Argentinien) ein Zwischenstopp mit Übernachtung notwendig. Am nächsten Tag ging der Flug weiter nach Santiago de Chile. Die auf der direkten Linie liegenden Berggipfel mussten wegen der unzureichenden maximalen Flughöhe der Maschine im Süden umflogen werden.

So flog die Maschine zunächst auf der argentinischen Seite Richtung Süden und drehte dann zum Überflug der Anden über den Planchon-Pass (2507 Meter) nach Westen. Nach Überquerung der Anden sollte dann auf Höhe der chilenischen Stadt Curicó nach Norden Richtung Santiago gewendet werden. Zu Beginn des Andenüberfluges hatte die Maschine Rückenwind, welcher sich jedoch drehte und in Gegenwind umschlug. So wähnten sich die Piloten nach viel zu kurzer Zeit bereits auf der chilenischen Seite der Anden und glaubten, Curicó bereits überflogen zu haben, was sie auch an die Flugkontrolle Santiago meldeten.

Diese wiederum wies die Besatzung daraufhin an, nach Norden zu drehen und in den Sinkflug überzugehen. Durch diesen bis heute nicht nachvollziehbaren Navigationsfehler kam es schließlich zu dem Unglück: Die Fairchild tauchte in die Wolkendecke ein, drehte viel zu früh nach Norden und flog dadurch mitten in die Hochanden hinein. Beim Flug zwischen den bis zu 6000 Meter hohen Andengipfeln kämpfte die Besatzung der Turbopropmaschine mit Orkanböen und eisigen Schneeschauern. Als die Maschine die Wolkendecke nach unten durchstieß, bemerkten die Piloten schließlich ihren verhängnisvollen Fehler und versuchten verzweifelt, die Maschine hochzuziehen. Das Flugzeug geriet jedoch weiter in heftige Turbulenzen und Fallwinde. Die rechte Tragfläche streifte einen Gebirgsgrat und brach ab. Sie wurde nach hinten geschleudert und trennte das Heck mit dem Leitwerk ab.

Fünf Passagiere und ein Besatzungsmitglied wurden aus der Maschine gerissen. Sekunden später streifte das Flugzeug einen weiteren Grat und verlor auch die linke Tragfläche. Das Flugzeug, nunmehr nur noch aus dem vorderen Teil des Rumpfes bestehend, schlug mit einer Geschwindigkeit von ungefähr 350 km/h auf einer Schneebank auf, rutschte bergab und kam schließlich auf einer Höhe von etwa 3800 Meter zum Stillstand.

Dabei wurden sämtliche Sitze aus der Verankerung gerissen und nach vorne geschleudert, wodurch mehrere Passagiere getötet, eingeklemmt und schwer verletzt wurden. Ebenso wurde dabei die Nase stark eingedrückt, was den Kommandanten tötete und den Copiloten einklemmte; er starb noch in der folgenden Nacht an seinen schweren Verletzungen. Der Rumpftorso diente den Überlebenden schließlich mehr als zwei Monate lang als schützende Unterkunft.

Von den 45 Menschen an Bord starben zwölf während oder unmittelbar nach dem Absturz. Fünf weitere starben in der ersten Nacht, welche sie mit arktischen Bedingungen konfrontierte. Die Temperatur sank auf −30, teils bis −40 Grad Celsius.

Am achten Tag hörten die Überlebenden in einem kleinen Radio, dass die Suche eingestellt worden war und sie offiziell für tot erklärt wurden. An diesem Tag starb ein weiterer Passagier. Ohne die Aussicht auf Rettung, ohne die Möglichkeit, die Verletzten hinreichend zu versorgen, ohne Kleidung, die für die Wetterverhältnisse angemessen gewesen wäre und fast ohne Nahrungsmittel wurde der Zustand der Überlebenden von Tag zu Tag kritischer.

Die knappen Nahrungsvorräte (einige Tafeln Schokolade, ein paar Kekse, ein paar Flaschen Wein) waren rasch aufgebraucht. Da die Umgebung weder über eine Tierwelt noch eine Vegetation verfügte, sahen sich die Überlebenden dazu gezwungen, das durch Schnee und Eis konservierte Fleisch der Todesopfer des Flugzeugabsturzes zu essen.

In der Nacht zum 31. Oktober wurden die Überlebenden im Schlaf von einer Lawine überrascht, wobei die Schneemassen durch den nach hinten offenen Flugzeugrumpf eindrangen und weitere acht Personen aus der Gruppe töteten. Darunter war auch der Kapitän der Rugby-Mannschaft, Marcelo Pérez; sowie das letzte der fünf Besatzungsmitglieder, der Bordmechaniker, der bereits beim Absturz der Maschine einen Nervenzusammenbruch erlitten hatte und so den Passagieren nicht zu helfen in der Lage war.

Eine zweite Lawine in jener Nacht begrub die Maschine dann komplett unter sich. Zwei Tage lang mussten die Überlebenden unterhalb der Oberfläche leben, da über ihnen ein heftiger Schneesturm tobte. Da die Toten, die es am Anfang zu beklagen gab, von der Lawine verschüttet worden waren, mussten sich die Überlebenden der Lawine nach einem Tag des Hungers von den Opfern des Schneeabgangs ernähren.

Die Entscheidung, auf profanen Kannibalismus (bei dem menschliches Fleisch als Nahrungsmittel angesehen wird) als bloße Überlebensstrategie zurückzugreifen, wurde nicht leichtfertig gefällt bzw. hingenommen, da sich unter den Toten viele Verwandte, Freunde oder zumindest Bekannte derer befanden, die noch ums Überleben kämpften. Einige weigerten sich zunächst aus moralischen Gründen. Die verzweifelte und hoffnungslose Lage drängte aber nach wenigen Tagen alle dazu, auf menschliches Fleisch als Nahrung zurückzugreifen. Ungefähr sechs Leichen blieben aus Respekt vor den noch lebenden Angehörigen vorerst unangetastet und sollten lediglich dem Überleben im äußersten Notfall dienen. Am Ende waren lediglich die Leichen der Mutter und der Schwester Fernando Parrados, der sich mit Roberto Canessa auf der Suche nach Rettung befand, unversehrt. Sie wurden auf dem Berg begraben.

Am 12. Dezember, 62 Tage nach dem Absturz, begaben sich Parrado, Canessa und Vinzintin auf eine Expedition zum Erreichen der Zivilisation. Zwei Tage lang konnten die restlichen Überlebenden vom Flugzeug aus die Expedition mitverfolgen. Am dritten Tag gelang es Parrado und Canessa endlich, völlig erschöpft und ohne adäquate Ausrüstung den 4.650 Meter hohen Gipfel zu erreichen.

Doch anstatt wie erhofft die grünen Täler Chiles zu sehen, erstreckte sich wiederum ein weites Panorama mit schneebedeckten Bergen. In weiter Ferne entdeckte Parrado jedoch zwei Gipfel, die nicht von Schnee bedeckt waren. So entschlossen sich Parrado und Canessa, die Route in diese Richtung fortzusetzen, wenn auch mit wenig Aussicht auf Erfolg. Sie schickten Vinzintin zum Flugzeugwrack zurück, um dadurch selbst größere Nahrungsvorräte zu haben. Vinzintin benötigte lediglich wenige Stunden, um zur Absturzstelle zurückzukehren.

Nach insgesamt zehn Tagen gelang es Parrado und Canessa, bis unter die Schneegrenze zu marschieren und Kontakt zur Zivilisation herzustellen. Sie wurden von dem chilenischen Hirten Sergio Catalán gefunden, der sie von einem anderen Hirten zu einer Schutzhütte („Los Maitenes“) bringen ließ und die entkräfteten jungen Männer mit Essen versorgte, während er bis zur nächsten Straße ritt und später mit einem LKW bis Puente Negro fuhr, wo er die Polizei verständigte, die alles weitere in die Wege leitete, die Überlebenden aus den Bergen zu retten.
Text aus wikipedia




Fernando Parrado und Roberto Canessa mit dem Hirten Sergio Catalán
Bildquelle: Viven5“ von Héctor Maffuche - http://www.magicasruinas.com.ar/revister...vaquello074.htm. Lizenziert unter Gemeinfrei über Wikimedia Commons - https://commons.wikimedia.org/wiki/File:...File:Viven5.jpg

#2 RE: Absturz in den Anden 1972 von Marie 03.09.2015 15:07

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Und bei spiegel.de kann man die ganze Geschichte nochmal nachlesen. Auch die Passagen, wo die Überlebenden über diese furchtbaren Monate sprechen (über ihre Ängste, über ihre Gefühle, usw.) ist sehr interessant.

Ein Flugzeug stürzt in den Anden ab, die Suche wird bald eingestellt. Doch ein Teil der Passagiere überlebt monatelang im ewigen Eis des Hochgebirges - dank einer grausigen Entscheidung. Als "Wunder der Anden" ging das Drama von 1972 in die Geschichte ein.

http://cdn3.spiegel.de/images/image-5953...leryV9-nwki.jpg
Absturzstelle in den Anden: 16 Passagiere des Uruguayan-Fluges überlebten 70 Tage in der Wildnis der Hoch-Anden


http://cdn2.spiegel.de/images/image-5953...leryV9-uynf.jpg
Wiedersehen mit einem Totgeglaubten: Über zwei Monate, nachdem ihr Sohn mit einem Flugzeug in den Anden abstürzte, kann Roy Harleys Mutter ihren Sohn wieder in die Arme schließen.


Bilder und Text aus spiegel.de vom 16.10.2007.

#3 RE: Absturz in den Anden im Jahre 1961 von Marie 04.09.2015 19:11

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Es gibt noch einen weiteren Absturz in den Anden. Dieser ereignete sich 1961. Die Maschine wurde nie gefunden. Aber Anfang diesen Jahres ist das Wrack angeblich entdeckt worden. Hierzu der Bericht aus der Süddeutschen vom 9. Februar 2015 :

Zitat:
Seit 54 Jahren vermisstes Flugzeugwrack offenbar entdeckt

1961 stürzte über den Anden ein Flugzeug mit Profis des früheren chilenischen Erstligisten Green Cross ab.

54 Jahre nach dem Absturz einer Maschine mit mehreren Fußballprofis an Bord soll in den chilenischen Anden das Wrack des vermissten Flugzeuges entdeckt worden sein. Das chilenische Fernsehen sendete von Bergsteigern erstellte Bilder von der mutmaßlichen Fundstelle der seit April 1961 vermissten Maschine in der Nähe des Dorfes Maule 300 km südlich von Santiago de Chile und in 3200 m Höhe gelegen.

Hier der Beitrag aus der Tagesschau:
https://www.youtube.com/watch?v=S6iBEJ3Mw68

#4 RE: Absturz in den Anden 1972 von Marie 09.04.2016 17:01

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Halbstündige Doku über das Ereignis:

https://www.youtube.com/watch?v=4WcjpbrCR_s
Flugzeugabsturz in den Anden 1972 🛩 Überleben durch Kannibalismus SPIEGEL TV 2010

#5 Absturz in den Anden 1972 von Marie 08.10.2017 09:42

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Gestern war eine Doku auf Arte zu sehen, welche die Geschichte des Absturzes erzählte. Ich habe diese noch nie gesehen und ich guckte gespannt. Aber ich muss sagen, dass da mehr auf das Thema "Kannibalismus" eingegangen wurde als auf das unbeschreibliche Schicksal der Überlebenden.

Die Doku lief unter dem Thema "Kriminalfälle, welche Geschichte schrieben". Meiner Ansicht nach gehört die Geschichte des Fuerza-Aérea-Uruguaya-Flug 571 nicht in diese Sparte, denn die Geschichte ist für mich kein Kriminalfall.

Auch war die Doku (Dauer 30min.) nicht nach meinem Geschmack. Erstens wurden viele politischen Aspekte erläutert, welche sehr vom eigentlichen Thema des Absturzes abschweiften und zweitens ging es immer wieder darum, dass die Überlebenden für ihr Handeln immer wieder angegriffen bzw. verurteilt wurden. Leider kann ich die Doku nicht auf Youtube finden, damit ihr diese ansehen könnt und versteht, was ich meine.

Die Menschen, die sich darüber echauffieren bzw. das Handeln der Überlebenden verurteilen, können gar nicht mitreden. Sie waren nicht in dieser Eishölle, sie haben keinen Flugzeugabsturz überlebt, sie haben nicht wochenlang gefroren, gehungert und getrauert, sie haben nicht wochenlang dem Tod ins Auge sehen müssen...

Also wenn ich in der Situation dieser 16 Menschen gewesen wäre, dann ich hätte ich auch nicht anders gehandelt - ich hätte auch gegessen, was eben da ist. Denn wer will schon sterben? Die haben das ja nicht aus Jux und Dollerei getan oder um einen besonderen Kick zu frönen, sondern sie aßen das Menschenfleisch aus Not und Überlebenswillen!

Ich finde es schlimm, dass die Überlebenden so dermaßen verdammt wurden und ihnen Kannibalismus vorgeworfen wurde und auch noch teilweise wird . Sie mußten sich damals ständig rechtfertigen und auch heute noch. In diesem Video sieht man Nando Parrado in einer Talkshow von Markus Lanz (vom 11. September 2013) https://www.youtube.com/watch?v=LoSljVwtZBY , wie er wieder erklären muss, weshalb er und seine Freunde so gehandelt haben wie sie gehandelt haben.
Ich muss sagen, an Stelle von Nando Parrado würde ich gar nicht in solche Shows gehen bzw. mich irgendeiner Diskussion bezüglich des Themas stellen. Aber anscheinend hat er nach über 40 Jahren immer noch das Bedürfnis bzw. sieht die Notwendigkeit, das Handeln von damals zu erklären.

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